Dein ungebetener Gast, dieser sesshaft gewordene Gnomio, versteht es blendend, Dich seinen Unsinn glauben zu machen. Du solltest ihn also nicht unterschätzen. Sind jedoch seine Tricks einmal entlarvt, kann er nicht mehr grossen Schaden anrichten. Darum gehen wir ihm jetzt auf die Spur.
Vor über 2000 Jahren hat der Philosoph Epiktet gesagt: Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern unsere Sicht der Dinge. So wie wir sie wahrnehmen.
Dein Gast kennt diese Aussage und benutzt sie gegen Dich, z.B. indem er Dich auf eine Deiner Eigenschaften aufmerksam macht und diese zur Katastrophe ausbaut.
Gnomio benutzt 10 Tricks, mit denen er Dir ein schlechtes Gefühl machen kann. Wenn Du weiter liest, erfährst Du sie.
1. Wer nicht gewinnt, hat alles verloren!
Gnomio kennt nur Sieger und Verlierer. Silber- und Bronzemedaillen zählen für ihn nicht. Und da nur einer gewinnen kann, gelten für Gnomio (fast) alle als Verlierer. Deine Chance, auf der Verliererseite zu stehen, ist also bei Gnomio sehr gross. Denn es gibt eigentlich immer jemanden, der/die etwas noch besser kann als Du!
Auf eine gute Leistung solltest Du aber stolz sein können, auch wenn Du nicht die Nummer 1 bist.
Beachte: Egal wie viel Gutes Du leistest, beim kleinsten Fehler, den Du machst (und Fehler machst Du ohnehin einmal, jeder macht Fehler) bezeichnet Dich Gnomio mit Genugtuung als Versager. Dabei macht eine verpatze Handlung noch lange keinen Versager aus. Mach ihm das klar!
2. Einmal verlieren, immer verlieren
Gnomio möchte erreichen, dass Du aufgibst. Du sollst glauben, dass, wenn Dir einmal etwas nicht gleich auf Anhieb gelungen ist, Du die Sache nie schaffen kannst. So hindert er Dich daran, etwas ein zweites oder drittes Mal zu versuchen. Dabei wissen wir, dass noch kein Meister vom Himmel gefallen ist. Also, tue ihm diesen Gefallen nicht, gib nicht auf!
Stell Dir vor: Nur weil z.B. ein bestimmtes Mädchen oder ein gewisser Junge nicht mit Dir ausgehen will, lass Dich nicht von Deinem Gast verunsichern und denke nicht, dass nie ein Mädchen/Junge mit Dir ausgehen wird.
3. Fast alles ist schlecht
Gnomio lenkt Deine Aufmerksamkeit auf Eigenschaften an Dir, die nicht so toll sind, und lässt Dich glauben, dass fast alles an Dir schlecht ist. Du kannst nun versuchen, seine Aufmerksamkeit auf die guten Seiten Deiner Person zu lenken und Du wirst feststellen, dass die positiven Eigenschaften an Dir überwiegen.
4. Was habe ich falsch gemacht?
Du kennst bestimmt die Redewendung „Jeder ist seines Glückes Schmid“? Sie bedeutet, dass Du einen sehr grossen Einfluss darauf haben kannst, wie es Dir selber geht. Die Verantwortung für Dein Wohlbefinden liegt aber nicht nur bei Dir. Auch äussere Umstände können Auswirkungen auf Dein Wohlgefühl haben, z.B. das Wetter, die Gesundheit, die Familie, Freunde, Schule, Job usw. Nicht alles können wir beeinflussen. Gnomio jedoch will uns für alles, was schief geht, verantwortlich machen. Das kann er aber nicht.
Stell Dir vor: Deine Mutter hat einen schlechten Tag und meckert Dich an. Du fühlst Dich schuldig und machst Dir Gedanken darüber, was Du falsch gemacht haben könntest. Dabei könnte es auch sein, dass ihre schlechte Laune einen anderen Grund hat, vielleicht hat sie Kopfschmerzen, Streit mit einer Freundin usw.
5. Die Macht der negativen Gefühle
Gnomio ist nicht auf den Kopf gefallen! Zuerst redet er Dir unermüdlich ein, dass Du nichts taugst, dass Du hässlich und dumm bist… solange, bis Du es selber glaubst. Sobald Du restlos von Deiner Unfähigkeit überzeugt bist, erhebt er seinen Zeigefinger und sagt: "Siehst Du, Dein Gefühl sagt Dir auch, dass Du unbrauchbar bist. Das beweist, dass es tatsächlich so ist!".
Aber aufgepasst: Damit ist noch nichts bewiesen! Ausser, dass Dich Gnomio mit seiner Redekunst übertölpelt hat. Nur weil Du Dich schuldig oder unfähig fühlst, heisst das noch lange nicht, dass Du schuldig oder unfähig bist. Deine Einstellung macht nur deutlich, dass Du an Deiner Meinung über Dich noch arbeiten solltest.
6. Der zufällige Erfolg
Wenn Dir z.B. etwas Tolles gelungen ist oder jemand etwas Nettes zu Dir gesagt hat, lässt Dir Gnomio keine Chance, das zu geniessen. Er redet Dir ein, dass es entweder reiner Zufall oder Glück war.
Stell Dir vor: Jemand macht Dir ein liebes aufmunterndes Kompliment. Dann redet Dir Gnomio ein, dass diese Person einfach nur höflich sein wollte und es unmöglich ernst gemeint haben kann.
Dein ungebetener Gast spielt jeden Deiner Erfolge herunter und lässt Dir kaum die Möglichkeit, Dich daran zu erfreuen.
7. Aus einer Mücke einen Elefanten machen
Auch darin, aus einer Mücke einen Elefanten zu machen, versteht sich Dein Gnomio-Gast bestens.
Stell Dir vor: Du bist mit Freunden beim Picknick. Ihr esst selber gemachte Sandwiches. Dabei kippt Deine Büchse Cola um und leert auf Deiner Hose aus. Alle Lachen. Darauf hat Gnomio nur gewartet. Sofort macht er aus dieser kleinen Sache eine Katastrophe. Er lässt Dich glauben, dass Dich nun alle für einen riesigen Tollpatsch halten…
8. Gedanken lesen
Gnomio ist ziemlich eingebildet. Er tut so, als könne er die Gedanken anderer Leute lesen. Und das sind natürlich ausschliesslich negative Gedanken, die sich gegen Dich richten.
Stell Dir vor: Du rufst einen Freund/eine Freundin an, um mit ihm/ihr etwas abzumachen. Er/Sie hat aber schon etwas anderes vor. Nun redet Dir Gnomio ein, dass dieser Freund/diese Freundin gar nichts Anderes vorhat. Gnomio lässt Dich glauben, dass er/sie einfach nicht mit Dir ausgehen will.
Noch ein Beispiel: Am liebsten mag es Gnomio, wenn einige Leute zusammen stehen und laut kichern. Dann kann er sofort reagieren und Dir weismachen, dass alle über Dich lachen. Solltest Du ihm das glauben, kann es passieren, dass Du Dich in der Gegenwart dieser Personen nicht mehr wohlfühlst, die wiederum merken das und gehen Dir nun vielleicht tatsächlich aus dem Weg.
9. Der Perfektionist
Wir wissen alle, dass es nicht immer möglich ist, alles perfekt zu machen. Gnomio jedoch begnügt sich nicht mit guter Arbeit. Er lässt Dich als ewigen Versager dastehen, wenn eine Arbeit nicht 100%-ig perfekt ist.
Vielleicht hat er das bei Deinen Eltern abgeschaut, die gerne ein Kind hätten, das alles perfekt kann. Gnomio hat sich gut eingeprägt, was sie darüber gesagt haben, wie die Dinge im Idealfall sein sollten.
Beachte: Das sind Gnomios Idealvorstellungen! Du solltest selber herausfinden, inwiefern Du ihnen gerecht werden willst oder kannst…
10. Der ungerechte Richter
Gnomio lässt Dich gerne Vergleiche mit anderen Personen anstellen. Natürlich ausgerechnet mit jenen, die schöner, besser und erfolgreicher sind als Du. Er schafft es prima, Dich viel strenger zu bewerten als Andere. Mit dieser Taktik kannst Du fast nur verlieren! Es gibt immer Menschen, die etwas besser können als Du!
Auch verzeiht er Dir einen Fehler kaum, bei anderen jedoch empfindet er den gleichen Fehler als verschwindend klein.
Stell Dir vor: Der Gnom stellt am Morgen mit Freude einen Pickel in Deinem Gesicht fest. Er lässt Dich glauben, dass Du deshalb furchtbar hässlich aussiehst. Du denkst, dass Dich alle blöd angucken und auslachen werden. Du genierst Dich und traust Dich fast nicht zur Schule zu gehen.
Nun überlege Dir:
- Hat der Pickel Dein gesamtes Aussehen verändert?
- Bist Du deshalb ein weniger liebenswerter Mensch?
Ausserdem wird der Pickel bald wieder verschwinden, aber daran erinnert Dich Gnomio in diesem Moment nicht.
Überlege Dir, als Dein bester Freund/Deine beste Freundin das letzte Mal einen Pickel hatte? Hast Du sie/ihn deshalb ausgelacht? Oder hast Du sie/ihn deshalb gar weniger gern gehabt? Sicher nicht, oder?
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