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    Der Einfluss der Anderen


Stell dir vor:
Martin ist mit Bekannten unterwegs und sieht, wie ein Mann auf der Strasse einen anderen heftig beschimpft. Martin ist verunsichert und überlegt, ob er eingreifen soll... Er beobachtet, wie sich seine Freunde verhalten. Tun sie etwas? Nein? Also kommt er zum Schluss, dass es auch nicht nötig ist, dass er etwas tut.

Stell dir vor:
Auf dem Pausenhof wird Conny eine Zigarette angeboten. Eigentlich mag Conny den Geschmack von Zigaretten nicht. Sie weiss nicht recht, was sie tun soll. Sie sieht, dass auch ihre Freunde am Rauchen sind. Also überlegt sie nicht lange und raucht eine mit.

Was andere Menschen tun, egal, ob es Freunde, Bekannte oder Fremde sind, hat einen Einfluss auf unser eigenes Verhalten. Erfahre hier, weshalb wir in unserem Handeln auf andere Personen achten, und wie du herausfinden kannst, ob du etwas tust wegen den anderen, oder weil du es selber willst.


Identifikation und Dazu gehören

Warum schreitet Martin nicht ein und versucht, den Streit zu schlichten?
Weshalb bleibt Conny nicht standhaft und lehnt die Zigarette ab?

Das liegt daran, dass wir uns an anderen Menschen orientieren,

  • vor allem in unsicheren Momenten,
  • wenn es Bekannte/Freunde sind,
  • oder an Personen, die wir bewundern oder respektieren.

Dieser Mechanismus kann problematisch werden, wie das Beispiel von Martin zeigt: Er bietet keine Hilfe an, weil sein Kollege Achmed nichts tut, der wiederum die Hilfe unterlässt, weil seine Freundin Andrea keine Anstalten macht, etwas zu unternehmen usw. Alle sind unsicher, sie beobachten, hemmen und blockieren sich gegenseitig.

Ebenso problematisch ist es, wenn jemand wie Conny etwas tut (z.B. Rauchen, Alkohol trinken, jemanden hänseln, eine Mutprobe bestehen...), um wie die Anderen zu sein, auch wenn sie selber gar keine Lust auf diese Handlung hat.

Sich an anderen orientieren und als Teil einer Gruppe zu fühlen sind wichtige Aspekte in unserem Leben. Du brauchst nicht auf Freunde oder Vorbilder zu verzichten. Wie wir gesehen haben, gibt es aber Situationen, in denen wir aufpassen sollten, dass wir von Anderen nicht zu sehr beeinflusst werden. Schliesslich ist es wichtig, dass wir Entscheidungen mit unserem Kopf treffen.


Nein sagen: Tipps gegen den negativen Einfluss von anderen

Wenn du dich in einer unbekannten oder unvertrauten Situation befindest, stell dir die Frage: Wissen deine Freunde oder die Leute, mit denen du zusammen bist, was sie tun? Kennen sie sich mit der Situation aus?

Falls die Antwort 'nein' ist oder du die Frage nicht beantworten kannst, dann sind die Anderen womöglich keine guten Vorbilder, um zu entscheiden, wie du handeln sollst. In diesem Fall (auch wenn das schwierig ist) solltest du versuchen, allein eine Entscheidung zu treffen. Achte dabei auf deine Erfahrung, deine Werte, auf die Vorteile und Risiken, die mit deiner Entscheidung verbunden sind.

Denke gut nach, bevor du eine Entscheidung triffst. Versuche, Entscheidungen zu treffen, die für dich stimmen, dir gut tun, und für andere ein positives Beispiel darstellen.

Falls du zum Schluss kommst, dass die Anderen mit der für dich neuen Situation Erfahrung haben, macht es Sinn, dich an ihrem Verhalten zu orientieren, um zu entscheiden, wie du handeln sollst.


Den Einfluss von Anderen positiv nutzen

Der Einfluss von Anderen kann auch für positive Zwecke genutzt werden. Nehmen wir an, dass du auf der Strasse angegriffen wirst. Wie kannst du erreichen, dassdir geholfen wird?

Werde persönlich. Schreie nicht nur 'Hilfe', sondern spreche die Leute direkt an, z.B.:
'Sie da, mit dem blauen T-Shirt, helfen Sie mir bitte!'

Egal, ob du die Person kennst oder nicht – die Chancen stehen gut, dass sie dir beherzt helfen wird, weil sie sich angesprochen fühlt. Dazu kommt, dass Helfen ansteckend ist: Beginnt eine/einer damit, ziehen die Anderen sogleich mit. Behalte diesen Tipp im Kopf: Er könnte dir eines Tages nützlich sein.


 
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