Einige meinen, Kiffen sei sehr gefährlich, andere denken, es sei harmlos. Wie gefährlich ist Cannabis eigentlich?
Hier findest du Antworten auf folgende Fragen: Welche Folgen hat der Cannabiskonsum für den Körper? Welche Risiken bestehen für die Psyche? Gibt es Situationen, die besonders riskant sind? Ist Cannabis eine Einstiegsdroge?
Eine grosse Verunsicherung
Ist Cannabis tatsächlich harmlos? Oder vielmehr gefährlich? Wie gross ist das Risiko, davon abhängig zu werden? Wenn du mit Leuten schon einmal darüber gesprochen hast, hast du vielleicht bemerkt, dass es unterschiedliche Meinungen gibt. Viele Jugendliche, und auch Eltern und Lehrpersonen, sind verunsichert. Selbst Fachpersonen sind sich nicht einig. Das liegt daran, dass es in der Cannabisforschung vieles gibt, was man noch nicht herausgefunden hat. Es sind noch viele Fragen offen.
Grundsätzlich kann man sagen: Kein Konsum - kein Risiko. Soweit klar. Andersrum betrachtet gibt es beim Kiffen keinen Konsum ohne Risiko. Es kommt auf die Menge und Häufigkeit an: Wer selten und wenig kifft, riskiert weniger, als wer häufig und viel kifft. Aber auch die Situation und der Grund, warum jemand kifft, spielen eine Rolle. Mehr Informationen zu den Risiken findest du in den folgenden Abschnitten und in der Rubrik «Missbrauch und Abhängigkeit».
Wie schädlich ist Cannabis für den Körper?
Beim Rauchen eines Joints treten teilweise während des Rausches kurzfristig Schwindel, Übelkeit und Kopfschmerzen auf. Diese Symptome klingen in der Regel nach dem Rausch wieder ab. Da Cannabis die Herzfrequenz steigert, müssen Menschen mit Herzproblemen vorsichtig sein.
Das regelmässige und häufige Kiffen über längere Zeit kann den Körper schädigen. Hier ein paar Beispiele: Man kann davon ausgehen, dass sich das Krebsrisiko (in den Lungen und Atemwegen) beim Kiffen erhöht. Marihuanazigaretten ohne richtigen Filter geben im Vergleich zu normalen Tabakzigaretten zwei- bis dreimal so viel Teer ab. Kiffende inhalieren den Rauch tiefer und behalten ihn länger in der Lunge. Durch den Joint wird im Atemtrakt deshalb mehr Teer abgelagert als bei einer Zigarette. Das Risiko für Lungenkrebs, Kehlkopfkrebs, chronischer Bronchitis oder anderen chronischen Lungenkrankheiten dürfte durch das Kiffen ebenfalls deutlich ansteigen. Infos zu den Risiken des Rauchens findest du übrigens im "Rauchprogramm".
Kiffen kann die Spermabildung und den Menstruationszyklus stören. Durch einen Konsumstopp werden diese Wirkungen aufgehoben. Ausserdem wird das Immunsystem durch häufiges Kiffen vermutlich negativ beeinflusst.
Schwangere Frauen, die kiffen, haben ein höheres Risiko, ein Baby mit einem kleineren Gewicht zur Welt zu bringen. Man weiss auch, dass der Wirkstoff des Cannabis (das THC) durch die Plazenta zum Ungeborenen gelangt. Spätere Entwicklungsstörungen und Verhaltensprobleme beim Kind sind nicht ausgeschlossen. Um die Risiken für das heranwachsende Kind zu vermeiden, sollte man während einer Schwangerschaft auf das Kiffen verzichten.
Häufiger Cannabiskonsum kann psychisch abhängig machen. Mehr Informationen zu diesem Thema findest du in der Rubrik «Missbrauch und Abhängigkeit».
Risiken für die Psyche
Wer bekifft ist, kann weniger schnell reagieren, hat eine verringerte Aufmerksamkeit, kann sich schlechter konzentrieren und hat ein eingeschränktes Kurzzeitgedächtnis. Das kann zum Beispiel in der Schule oder bei der Arbeit zu Problemen führen. Sicherlich wird auch die Fahrtüchtigkeit auf der Strasse beeinträchtigt.
Bei einem Rausch kann man schlechte Erfahrungen machen. Vor allem bei hohen Dosierungen können unangenehme Rauschzustände auftreten, psychisch beunruhigende Ängste oder Panikzustände etwa. Der Grund dafür ist der Verlust des Realitätsbezuges und der Kontrolle. Mit dem Ende des Cannabisrausches klingen die unangenehmen Symptome in der Regel wieder ab.
Das Kiffen führt manchmal zu Auseinandersetzungen mit Eltern oder Lehrpersonen oder zu Leistungsproblemen in der Schule. Auch dies kann psychisch belasten.
Bei schizophrenen Menschen kann das Kiffen die Krankheit verschlimmern oder einen Rückfall auslösen. Es gibt neuere Studien, die darauf hinweisen, dass Cannabiskonsum in einigen Fällen möglicherweise Schizophrenieerkrankungen auslösen kann.
Und welche Risiken bestehen für die Psyche, wenn man über längere Zeit häufig kifft? Ein chronischer Konsum schränkt z.B. die Lern- und Erinnerungsfähigkeit ein. Diese Wirkungen auf das Gehirn sind nach einem Konsumstopp reversibel. Ein häufiger Konsum kann zudem den Umgang mit Problemen behindern, d.h. die Fähigkeit beeinträchtigen, Stimmungen und Herausforderungen aus eigener Kraft zu bewältigen und zu verändern. Man läuft Gefahr, sich (immer) mehr auf die Wirkung von Cannabis zu «verlassen». Wer regelmässig kifft, geht auch das Risiko ein, psychisch von Cannabis abhängig zu werden. Mehr zu diesem Thema erfährst du in der Rubrik «Missbrauch und Abhängigkeit».
Cannabis - eine Einstiegsdroge?
Eine so genannte Einstiegsdroge verleitet die Konsumierenden zur Einnahme weiterer und auch härterer Drogen. Ist auch Cannabis eine Einstiegsdroge?
Cannabis ist keine Einstiegsdroge in diesem Sinn. Zwar haben die meisten Menschen, die harte, illegale Drogen konsumieren, auch schon Cannabis konsumiert. Aber eine grosse Mehrheit der Kiffer und Kifferinnen nimmt keine anderen illegalen Drogen.
Anders als bei anderen Drogen, erhalten die meisten Jugendlichen Cannabis von Freunden. Sie kaufen es nicht auf der Gasse, wo es vor allem Heroin und Kokain gibt. Damit sind sie auch weniger gefährdet, diese anderen Drogen angeboten zu erhalten, die man auf der Gasse erhält.
Kiffende - Unmotivierte «Loser»
Die Meinung, dass Kiffen der Motivation schade, hört man häufig. Diese Vorstellung hängt damit zusammen, dass es kiffende Jugendliche gibt, die einen unmotivierten Eindruck machen. Der Grund dafür liegt nicht im eigentlichen Cannabiskonsum, sondern eher im allgemeinen Lebensstil dieser Jugendlichen.
Dazu ist aber zu sagen, dass häufiges Kiffen den konstruktiven Umgang mit Problemen behindert. Cannabiskonsum kann zu Schwierigkeiten in der Schule führen. In einem Lebensabschnitt, in dem viel Neues gelernt und wichtige Entscheidungen getroffen werden müssen, birgt häufiges Kiffen für Jugendliche zusätzliche Risiken und verstärkt bestehende Probleme.
Häufigkeit und Motive
Je öfter jemand Cannabis konsumiert, desto grösser sind die Risiken für Körper und Psyche. Neben der Häufigkeit des Konsums hat auch das Motiv, das zum Kiffen führt, einen Einfluss auf das Risiko. Was heisst das? Der Grund, weshalb jemand kifft, hat einen Einfluss auf die Gefahr, abhängig zu werden.
Das Beispiel von Anna: Anna ist im Umgang mit anderen unsicher. Sie geht nur selten mit Freundinnen aus. Wenn sie sich dazu überwindet, raucht sie jeweils einen Joint. Erst dann fühlt sie sich ausreichend gelassen und stark, um mit den anderen lachen und Spass haben zu können.
Anna hat offenbar Schwierigkeiten, mit anderen ins Gespräch zu kommen oder etwas Interessantes erzählen zu können. Sie begegnet dieser Schwierigkeit mit Kiffen und vertraut im Ausgang nicht mehr auf ihre eigene Lockerheit, sondern auf die Wirkung des Joints.
Wie Anna Ihr Selbstvertrauen verbessern kann, erfährt sie im Selbstvertrauen-Programm von feelok.
Wenn jemand kifft, um Probleme zu «lösen», steigt das Risiko, dies immer häufiger zu tun – und vielleicht auch abhängig zu werden. Wenn du mehr zum Thema «Abhängigkeit» erfahren willst, klicke auf «Missbrauch und Abhängigkeit».
Wann ist Kiffen besonders riskant?
Es ist gefährlich, während eines Rausches Velo, Mofa oder Auto zu fahren oder Maschinen zu bedienen, an denen man sich verletzen oder Schaden anrichten kann. Bei Tätigkeiten, die Konzentration und Aufmerksamkeit verlangen, führt Cannabiskonsum zu einem grösserem Unfallrisiko.
Weil Kiffen die Aufmerksamkeit und das Kurzzeitgedächtnis und damit das Lernen beeinträchtigt, sollte Cannabis vor und während der Schulzeit nicht konsumiert werden.
Cannabis sollte ebenfalls nicht mit anderen Drogen kombiniert werden. Mehr dazu findest du unter «Cannabis und andere Drogen».
Wer früh, d.h. mit 13 oder 14 Jahren kifft, geht besondere Risiken ein, weil die Gefahr, sich zu schädigen, steigt. Du hast als Jugendliche/r viele neue Erfahrungen zu bewältigen: körperliche Veränderungen, Attraktivität, Freundschaft, Sexualität, Konflikte mit den Eltern, Idole, Berufswahl etc. Mit 14 sind sie ungewohnter und verunsichernder als mit 18 Jahren. Was du von dir hälst, wie du dich siehst, wie andere dich sehen, wie du sein willst – all das bildet sich heraus und festigt sich. Kiffen stört diese Entwicklung. Wenn du 14 bist mehr als wenn du 18 Jahre alt und gefestigt bist.
Wer an bestimmten Krankheiten leidet (z.B. an Asthma, Bronchitis, Schizophrenie, Herzproblemen, Bluthochdruck) ist besonders gefährdet.
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