Susanne, Reto, Nadja und Raffi treffen sich auf dem Pausenplatz. Da beobachten sie, wie ein Bekannter von ihnen am anderen Ende des Platzes versteckt einen Joint dreht und anzündet. Die vier sind in ihrer Freizeit schon öfters Leuten, die Haschisch rauchen, begegnet. Sie fragen sich, wie verbreitet das Kiffen ist. Manchmal wirkt es so, meint Nadja, als ob es immer mehr Kiffer und Kifferinnen gäbe.
Ist kiffen trendy? Hier findest du die Antwort.
Cannabis - Eine Alltagsdroge?
Seit Cannabis Ende der 60er Jahre in der Schweiz bekannt wurde, kiffen immer mehr Leute.
Früher war Cannabis eine Protestdroge, heute kiffen Jugendliche ohne diese Bedeutung im Hinterkopf zu haben. Auch wenn Cannabis heute häufiger konsumiert wird, bedeutet das nicht, dass es ungefährlich ist.
Auch der Konsum von anderen häufig benutzten Substanzen wie Tabak und Alkohol birgt Risiken. Rauchen beispielsweise erhöht das Risiko von Lungenkrebs und chronischer Bronchitis.
Regelmässige Kiffer und Kifferinnen gehen dasselbe Risiko ein, allerdings in verstärktem Masse. Welche Risiken hat das Kiffen sonst noch? Mehr zu diesem Thema findest du unter «Risiken» (siehe Navigationsleiste links).
Wie viele Jugendliche haben Erfahrungen mit Cannabis?
Etwa die Hälfte aller Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Schweiz im Alter von 15 bis 24 Jahren hat in ihrem Leben schon einmal gekifft: Nach einer Befragung sind es bei Jugendlichen im Alter von 15 bis 19 Jahre etwa 44 Prozent, bei den 20- bis 24-Jährigen etwa 59 Prozent. «Einmal gekifft» bedeutet nicht, dass diese Personen regelmässig Cannabis konsumieren. Sie haben es nur irgendwann einmal ausprobiert.
Bei den 15/16-jährigen in der Schweiz haben im Jahr 2002 50 Prozent der Schüler und 40 Prozent der Schülerinnen angegeben, mindestens einmal in ihrem Leben gekifft zu haben. Diese Zahl hat seit dem Jahr 1986 stetig zugenommen. Knapp über 50 Prozent der 15/16-Jährigen hat also noch nie gekifft. Viele Jugendliche kiffen einmal und lassen es dann bleiben.
Nicht alle, die angegeben haben zu kiffen, tun das mit der gleichen Häufigkeit. Die meisten tun dies nur gelegentlich. Einige aber kiffen sehr oft, andere gar jeden Tag. 6.5 Prozent der 15-19-Jährigen konsumiert täglich, zum Teil gar mehrmals.
Die meisten Jugendlichen konsumieren nicht oder nur wenig Cannabis. Regelmässig und häufig kifft ein kleiner Teil.
Kiffen junge Männer häufiger als junge Frauen?
Es gibt Unterschiede: Weibliche Jugendliche probieren Cannabis weniger oft aus. Dafür kann es viele Gründe geben. Vielleicht sind Frauen vorsichtiger und betrachten illegale Drogen generell skeptischer.
Auch bei denjenigen Jugendlichen, die regelmässig kiffen, verhalten sich die männlichen Jugendlichen risikovoller. Es gibt mehr junge Männer, die häufig kiffen, als junge Frauen. Deshalb bekommen sie mehr Probleme im Zusammenhang mit Cannabis.
Typisch für Jungs ist, dass sie mit Freunden zusammen rumhängen und in der Runde einen Joint rauchen.
Erwachsene kiffen auch...
Natürlich kiffen auch Erwachsene. Aber: Bei den Älteren gibt es weniger Leute, die kiffen, als bei den Jüngeren. Je älter die Leute sind, desto weniger oft kiffen sie. Das Kiffen verliert mit dem Alter an Bedeutung.
Vor allem Jugendliche sind Kiffer und Kifferinnen. Doch für Jugendliche in der Pubertät, wenn sich Körper und Persönlichkeit noch entwickeln, birgt der Cannabiskonsum besondere Risiken. Körperliche Schäden und psychische Abhängigkeiten wirken sich in dieser Zeit am stärksten aus. Darum ist das Kiffen für Erwachsene etwas weniger risikovoll.
Cannabis als Protestdroge der 68er Bewegung
Hast du dich schon einmal gefragt, warum Cannabis eine Protest- Droge der 68er-Bewegung sein soll? Vor etwa 40 Jahren, zur Zeit der 68er Bewegung, wurde Cannabis zur Protestdroge. Das Kiffen wurde zum Symbol für die Bewegung gegen die konservative, bürgerliche und traditionelle Lebensart. Wer kiffte, zeigte damit, dass er zur Bewegung gehörte und die Ideen einer sozialen Gesellschaft vertrat. Cannabiskonsum galt von da an nicht nur als Vergnügen, sondern als Protest und Provokation.
Heute hat der Cannabiskonsum nicht mehr diese Bedeutung. Du kennst wahrscheinlich kaum jemanden, der Joints raucht, um für eine soziale Politik zu protestieren. Vielmehr konsumieren Jugendliche heute, um sich zu amüsieren, zu entspannen, als Freizeitvergnügen oder aus Neugier. Kiffen hat im Grossen und Ganzen nichts mehr mit einer Protesthaltung gegenüber der Politik und der Gesellschaft zu tun.
Der Joint wird immer stärker!
Schon seit den 60er-Jahren nimmt der THC-Gehalt, der in Marihuana, Haschisch und Cannabisöl nachgewiesen wird, zu. Es gibt viele Gründe dafür. Es gibt heute speziell gezüchtete Cannabispflanzen, welche einen höheren THC-Gehalt aufweisen. Zudem werden die Drogen immer raffinierter und ausgeklügelter verarbeitet und hergestellt. Der Cannabismarkt und die Verbreitung von Cannabisprodukten sind besser organisiert. Warum ist das problematisch?
Wenn jemand seit 10 Jahren gleich viel, gleich häufig und mit gleichem Risiko kifft, die Joints immer nach gleicher Art und mit der gleichen Cannabismenge dreht, dann nimmt er oder sie heute dennoch mehr THC zu sich als früher. Und dies vergrössert die Risiken.
Cannabiskritiker sagen, dass mit steigendem THC-Gehalt sowohl die Risiken als auch die gesundheitlichen Schäden ansteigen. Dies stimmt aber nur, wenn die Konsumenten auch gleich häufig und gleich risikovoll kiffen, sowie Joints mit der gleichen Menge Cannabis benützen. Wer regelmässig kifft, wird wohl die Menge anpassen, um den «gewünschten» Effekt zu erzielen. Er wird nicht mehr THC zu sich nehmen, nur weil sich der Stoff verändert hat. Für Jugendliche dürfte der steigende THC-Gehalt ein grösseres Problem sein, weil sie eher riskieren, hohe Dosen zu konsumieren, die zu unangenehmen Erlebnissen führen können.
|