Drucken   
 
 
    Die Fakten


Eine kleine Geschichte: David, Simone, Thomas, Eliane und ein paar andere der Klasse treffen sich jeweils donnerstags am späteren Nachmittag, um den Rest des Abends gemeinsam zu verbringen.

Es ist Sommer, darum beschliessen sie, an dem nahe gelegenen See zu picknicken. Als sie nach dem Essen gemütlich in der Runde sitzen, kramt Eliane plötzlich Papierchen und etwas Marihuana aus ihren Taschen hervor. Sie fragt, ob jemand Lust auf einen Joint hätte...

Hast du so eine Situation mal erlebt? Möchtest du wissen, was es mit Marihuana auf sich hat? Hier findest du Antworten.


Droge, Cannabis, Hanf und THC

Drogen sind natürliche oder künstlich hergestellte Stoffe. Beim Konsum beeinflussen sie über das zentrale Nervensystem das persönliche Befinden einer Person. Diese fühlt sich nach dem Konsum verändert, und auch die Welt erscheint ihr anders.

Drogen können entspannend oder auch anregend wirken und positive oder negative Gefühle auslösen. Viele Drogenkonsumierende erleben während des Rausches Einbildungen, so genannte Halluzinationen. Drogenkonsum kann zu psychischer und, je nach Art der Droge, auch zu körperlicher Abhängigkeit führen.

Was ist Cannabis?
Das ist die Pflanze, aus welcher Marihuana (Hanfkraut), Haschisch (Hanfharz) oder Haschischöl (Hanfextrakt) hergestellt wird. Der Konsum von Cannabis löst durch die chemische Substanz THC («Tetrahydrocannabinol») einen Rausch aus. Substanzen, die wie THC Gefühle verändern, bezeichnet man als psychoaktiv. Das heisst: Sie beeinflussen Wahrnehmung, Denkprozesse, Gedächtnisleistungen, Stimmungen, Bewusstsein oder Verhalten.


Die Cannabispflanze

Die Cannabispflanze gehört mit dem Hopfen zur Familie der Hanfgewächse. In der Natur gibt es über hundert Arten, die ganz verschiedene Eigenschaften haben. Die für die THC-Gewinnung in der Schweiz verwendete Pflanze hat den Namen «Cannabis Sativa L». Die Arten unterscheiden sich in ihrer Grösse und Wachstumsgeschwindigkeit. Es gibt männliche und weibliche Pflanzen. Die weiblichen Pflanzen haben mehr Blätter und spezielle Drüsenhaare. Aus diesen wird ein klebriges Harz abgesondert, welches besonders viel THC enthält.

Jene Pflanzenarten, welche viel Harz und folglich THC enthalten, werden für den Drogenkonsum genutzt. Andere Arten eignen sich ihrer Fasern wegen für die Herstellung von Hanfpapier, Hanfkleidern und ähnlichen Produkten.

Innerhalb eines Jahres wächst die Hanfpflanze vom Sprössling zur blühenden Pflanze heran. Die kleinsten werden 60 cm hoch, bestimmte Arten bis zu 8 Meter. Das auffallendste Merkmal sind die Blätter. Sie sind fingerförmig gegliedert und bestehen meist aus sieben lanzettförmigen Einzelblättern. Die Ränder sind fein gezackt.


Die Geschichte von Cannabis

Bereits vor über 5000 Jahren wurde Cannabis als Schmerzmittel gebraucht. In China und Indien legte man verletzten Kriegern Hanfblätter auf die Wunden, um die Schmerzen zu lindern. Durch Völkerwanderungen, Kriege und Handel verbreiteten sich Hanfprodukte über die ganze Welt. Kleider, Papiere, Öle, Netze und Taue aus Hanf waren wichtige Produkte. Daneben behandelte man Verbrennungen, Schmerzen, Gelbsucht oder sogar die Pest mit Cannabis. Damals wurde medizinische Pflege oft zusammen mit spirituellen Ritualen durchgeführt.

Im Mittelalter verbot die Kirche, die Rauschzuständen und Vergnügungen feindlich eingestellt war, Cannabis als Rauschmittel. Es wurde kurzerhand als Teufels- und Hexenmittel verbannt. Hanfprodukte für das tägliche Leben waren vom Verbot jedoch nicht betroffen.

Im 19. Jahrhundert gelangte die Hanfproduktion zu ihrem vorläufigen Höhepunkt. Es gab damals eine grosse Fülle von Hanf-Produkten. Sogar bestimmten Süsswaren wurde Cannabis beigefügt.

Mit der Einführung von Baumwolle im 20. Jahrhundert erfolgte eine Wende. Baumwolle war wesentlich billiger und einfacher zu verarbeiten als Cannabis. Zusammen mit den zu dieser Zeit aufkommenden, synthetischen Stoffen verdrängte sie die Hanfprodukte vom Markt. Gleichzeitig schuf der Staat in den USA strenge Gesetze, um Cannabis zu verbieten. Man nennt dies «Prohibition». Sie richtete sich vor allem gegen die arme, farbige Bevölkerung, in welcher Marihuana weit verbreitet war. In der Schweiz wurde Cannabis 1951 verboten. Das heutige Betäubungsmittelgesetz stammt aus dem Jahre 1975. Wenn du mehr über den aktuellen rechtlichen Status von Cannabis erfahren willst, wähle den Titel «Rechtliche Aspekte».

Ende der 60er-Jahre wurde Cannabis zum Symbol für Frieden und Toleranz von Teilen der 68er Bewegung. Wer Cannabis rauchte, zeigte so den Protest gegen die konservative, bürgerliche Lebensart. Inzwischen hat sich diese Bedeutung des Cannabiskonsums gewandelt. Cannabis ist in diesem Sinne keine Protestdroge mehr, sondern wird in der Freizeit zum blossen Vergnügen konsumiert. Als natürlicher Rohstoff wird Hanf heute wieder bei der Herstellung von zahlreichen Produkten wie Speiseöl, Reinigungsmitteln, Kosmetika, Farben, Klebstoffen, Lack, Kleidern und Papieren verwendet.


Welche Art von Cannabis gibt es?

Aus der Hanfpflanze kann man verschiedene Arten von Drogen herstellen. Folgende drei Arten lassen sich unterscheiden:

Marihuana:
Marihuana besteht aus den Blüten und Blättern der Hanfplanze. Es sind getrocknete, zerriebene und zerkleinerte Teile der Cannabispflanze. Manchmal findet man auch Samen daruntergemischt. Marihuana beinhaltet etwa 0.5 bis 5 Prozent THC. Speziell gezüchtete Pflanzen haben jedoch einen viel höheren Wert an THC. So hat zum Beispiel die Züchtung «Skunk» aus Holland bis zu 20 Prozent THC. Dementsprechend ist die Wirkung auch stärker. Umgangssprachlich heisst Marihuana auch Gras, Heu, Pot, Kif, Ganja, Mary Jane.

Haschisch:
Haschisch ist dunkel und hat ein ähnliches Aussehen wie ein Stück Schokolade. Das Harz der Pflanze wird zu einer klebrigen, dunklen Masse verarbeitet. Haschisch hat einen THC-Gehalt von 10 bis 30 Prozent und wirkt darum stärker als Marihuana. Je nach Herstellungsort hat Haschisch eine unterschiedliche Farbe. Darum spricht man vom «gelben Marokk», dem «grünen Türken», dem «roten Libanesen», dem «dunkelbraunen Pakistani» und dem «schwarzen Afgahn». Damit ist das Land gemeint, in welchem das Haschisch hergestellt wurde. Umgangssprachlich nennt man Haschisch auch Hasch, Shit, Bolle, Piece, Chnübli, Stoff oder Dope.

Cannabisöl:
Cannabisöl ist eine zähflüssige, dunkelbraune und klebrige Flüssigkeit. Die Herstellung ist schwieriger, sie geschieht mit Hilfe einer Destillation oder Extraktion. Das gewonnene Öl hat einen hohen THC-Gehalt von etwa 50 bis 80 Prozent und wirkt darum viel stärker als Haschisch oder Marihuana. Cannabis-Öl heisst auch Oil, Red Oil oder Indian Oil.

Verunreinigungen stellen ein grosses Problem dar. Bei der Herstellung oder dem Transport von Cannabis kommt es häufig zu Verschmutzungen. Manchmal mischen Händler andere Stoffe dazu, um das Cannabis zu strecken und mehr Gewinn zu machen. Manche geben Zucker oder Gewürze dazu, um den Duft und den Geschmack zu verbessern. Bei der Indoorpflanzung werden Spritzmittel angewendet. Dies verringert jedoch die Qualität. Für die Konsumierenden kann das zu unangenehmen Wirkungen (z.B. Kopfschmerzen) führen.

Die Wirkung von Cannabis ist abhängig von der THC-Dosis und nicht von der Cannabisart.


Wie wird Cannabis konsumiert?

Rauchen:
Die meisten rauchen Cannabis in so genannten Joints. Das sind selbst gedrehte Zigaretten mit Marihuana oder Haschisch, welches vorgängig zerrieben und zerkleinert wird. Manche mischen auch Tabak dazu. Das Ganze wird dann mit einem Zigarettenpapier zu einer Zigarette gedreht. Umgangssprachlich spricht man vom Joint, Ofen, einer Haschischzigi oder einer Tüte. Das Cannabis kann auch in Tabakpfeifen geraucht werden. Seltener werden orientalische Wasserpfeifen benutzt, bei denen der Rauch durch das Wasser gekühlt und leicht gereinigt wird.

Essen/Trinken:
Das Essen oder Trinken von Cannabis ist weniger verbreitet. Marihuana, Haschisch oder Cannabisöl lassen sich nach verschiedenen «Kochrezepten» zubereiten. So gibt es zum Beispiel Rezepte für Kräutertees, Konfitüre, Bonbons, Kekse oder Kuchen. Letztere sind als «Space Cakes» bekannt. Da die Dosis bei der Zubereitung schwer abgeschätzt werden kann, ist das Risiko gegeben, dass es nach der Einnahme einer Überdosis zu äusserst unangenehmen Folgen wie Kopfweh, Erbrechen und Angstzuständen kommen kann. Denn einmal eingenommen, beginnt THC nach einer halben Stunde oder später erst zu wirken. Dann aber lässt sich die Intensität des Rausches nicht mehr kontrollieren.

Inhalieren:
Eine wenig verbreitete Variante ist es, THC-Dämpfe zu inhalieren. Dazu werden selbst gebastelte Geräte benutzt. Mit deren Hilfe wird Cannabisöl oder Haschisch so weit erhitzt, dass das THC in der Droge verdampft. Die Hitze ist aber nicht so stark, dass es zu brennen beginnt. Solche Dämpfe wirken stärker als der Rauch eines Joints.


Wie viel kostet Cannabis?

Die Mehrheit der Kiffenden beschafft sich die Droge von Leuten im Freundeskreis. Den Preis dafür handeln sie unter sich aus. Cannabis ist auch auf der Gasse erhältlich. Zudem bieten einige Hanfläden illegalerweise Cannabis mit genügend hohem THC-Gehalt an, dass man es als Rauschmittel gebrauchen kann.

Die Preise unterliegen Schwankungen. Je nachdem, kostet das Gramm etwa 10 Franken. Cannabisöl ist teurer und kostet um die 15 Franken. Für einen Joint benötigt man etwa 1/3 Gramm, das sind etwa 3 Franken.

Im Vergleich zu Ecstasy, Kokain oder Heroin ist Cannabis billig.


 
Startpunkt